Visuelle Kompetenz — Wie man nonverbal Status kommuniziert

Prof. Dr. Jack Nasher
4 min readAug 12, 2022

Jack Nasher, Gründer und Leiter des NASHER-Verhandlungsinstituts sowie mehrfacher Autor diverser Spiegel-Bestseller, geht nicht nur in seinem 2017 veröffentlichten Buch Überzeugt! Wie Sie Kompetenz zeigen und Menschen für sich gewinnen im Detail auf die Feinheiten nonverbaler Kommunikation und die visuelle Vermittlung von Kompetenz ein.

Auch auf seinem YouTube-Kanal JackNasherOfficial geht der international bekannte Verhandlungsspezialist in zwei neuen Videobeiträgen darauf ein, wie Menschen auf rein visueller Ebene als kompetent wahrgenommen werden. Zum Einstieg berichtet Nasher von einem simplen, aber überaus effektiven Konzept, dem Winkel.

„Tatsächlich hat sich ein Wissenschaftler die Mühe gemacht und verschiedene Winkel, in welchen ich am besten zu jemandem sitze, untersucht. Soll ich am besten frontal zu jemandem stehen, soll ich so oder so sitzen? Es hat sich tatsächlich ein Winkel herauskristallisiert: Leicht um ungefähr 30° abgeneigt.“

So, wie sich auch Jack Nasher in Relation zur Kamera in seinem YouTube-Video platziert hat, wirke man auf andere Menschen am kompetentesten. Deswegen sähe man oftmals Portraits von bedeutenden Politikern oder Wirtschaftslenkern, auf denen diese um etwa 30° abgeneigt zur Kamera säßen.

Status: Die Wichtigkeit des scheinbar Unbedeutenden

„Wir leben in einer Welt, die sehr egalitär ist“, so Nasher weiter. „Status scheint überhaupt nicht wichtig zu sein. Wenn man Leute fragt, so sagen sie, es wäre ihnen völlig egal. Aber das entspricht nicht der Wahrheit. Es gibt in jedem Bereich Statussymbole, die sich unterscheiden.“

Abhängig von den unterschiedlichen Metiers, in denen Menschen arbeiten und interagieren, existieren zahlreiche Statussymbole, die sich teils deutlich voneinander unterscheiden und ergo nicht direkt miteinander verglichen werden können. So gibt es etwa im Immobilien- oder Architektursektor ganz andere Statussymbole als zum Beispiel im Finanz- und Managementwesen. Hier mag es der neue, hochpreisige Pullover eines bestimmten Herstellers sein, dort sind es zum Beispiel exklusive und begehrte Sneaker einer bekannten Traditionsmarke.

„Statussymbol bedeutet aber nicht, konservativ gekleidet zu sein, sondern das, was in meinem jeweiligen Bereich Status zeigt, visuell nach außen darzustellen“, ergänzt Nasher. Seit der Frühzeit der Menschheit werden Personen, die einen hohen Status haben und diesen auch optisch kommunizieren, bevorzugt behandelt. Sie erhalten Geschenke, müssen nichts für gewisse Speisen oder Getränke zahlen, können sich den Wohnort selbst aussuchen oder dürfen auch bei der Partnerwahl äußerst wählerisch sein.

Menschen, die einen niedrigen Status haben beziehungsweise ausstrahlen, erleben diese Vorzüge größtenteils nicht. „Das ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern existiert seit vielen Millionen Jahren auf der Welt. Das gilt es zu beachten.“

Anzüge: Visuelle Kompetenz, bequeme Schlichtheit

In seinem neuesten Videobeitrag auf YouTube — Meine Tipps zu Anzügen (sei immer gut gekleidet) — erzählt Prof. Dr. Jack Nasher passend zu den erwähnten Statussymbolen der Gegenwart von seiner persönlichen Vorliebe für die unkomplizierte Kombination eines schlichten weißen Hemdes mit einem zeitgemäßen Anzug.

Nasher gibt sich hierbei äußerst selbstironisch: „Ich bin sehr faul und habe wenig Vorstellungskraft, deswegen kaufe ich gerne Anzüge. Mit einem Anzug wirkt man immer gut gekleidet, obwohl es so verblüffend einfach ist. Das Kombinieren von Hosen, Hemden oder Pullis fällt mir sehr schwer und ein Anzug spart mir einfach unheimlich viel Zeit.“

Mit einem Anzug wird man von seinem Umfeld als schick, gut gekleidet und kompetent wahrgenommen, obwohl das Prinzip im Kern äußerst simpel ist. Wie so oft im Leben ist auch hier weniger einfach mehr. „Weißes Hemd, Anzug, Einstecktuch rein — und man kann fast überall hingehen“, fasst Nasher zusammen.

Mit roten Turnschuhen erfolgreich durchs Leben: Der Red-Sneakers-Effekt

Beim Thema Anzüge beziehungsweise Kleidung im Allgemeinen in Relation zum Status eines sollte eine Besonderheit allerdings nicht unerwähnt bleiben: der sogenannte Red-Sneakers-Effekt.

Nach Untersuchungen von Psychologen der Harvard University fördert eine scheinbar unpassende, unerwartete Unangepasstheit sogar den Status und den Respekt, der einem Menschen von seinem Umfeld entgegengebracht wird, anstatt ihm zu schaden. Dies lässt sich häufiger bei Menschen mit einem bereits sehr hohen Status und Bekanntheitsgrad beobachten.

Viele CEOs international erfolgreicher Unternehmen, zum Beispiel Bill Gates (Microsoft) oder Mark Zuckerberg (Meta Platforms, Facebook), erscheinen zu Meetings, Interviews oder Vorträgen, etwa beim Weltwirtschaftsforum, eben nicht in den teuersten und elegantesten Anzügen, sondern „unangepasst“ farbenfroh und leger in weiten Hemden, Flip-Flops, altmodischen Sweatshirts, kurzen Hosen oder eben den namensgebenden roten Turnschuhen, den Red Sneakers.

Jack Nasher kommentiert dieses eher „kuriose“ Auftreten so: „Das kann ich mir dann erlauben, wenn ich schon einen sehr hohen Status habe. Dann katapultiert das meinen Status nochmal in höhere Sphären.“ Die bewusst gewählte Abweichung von der gesellschaftlich akzeptierten und erwarteten Norm kann allerdings auch Menschen mit ganz alltäglichen Jobs und Ursprüngen dabei helfen, gesellschaftlich aufzufallen und sich abzuheben. Sich den Standards wie etwa Dresscodes bewusst zu widersetzen, werde generell mit Selbstvertrauen, Macht und einem höheren Status assoziiert, so die Studienergebnisse der Harvard-Wissenschaftler.

--

--

Prof. Dr. Jack Nasher
0 Followers

Prof. Dr. Jack Nasher ist führender Verhandlungsexperte, Autor, Wissenschaftler und Vortragsredner. Außerdem ist Nasher Leiter des NASHER-Verhandlungsinstituts.